Kritik

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  • Die Kritik, auch Rezension genannt, behandelt aktuelle kulturelle Themen. Dabei bezieht sie sich immer auf ein spezielles Ereignis.
  • Mögliche Themen der Kritik sind: Theateraufführungen, Konzerte, Bücher, Filme und Fernsehsendungen.
  • Die Sprache einer Kritik richtet sich nach dem Thema, das rezensiert wird und damit auch nach der Lesergruppe und deren Sprachstil.
  • Eine Kritik ist immer die persönliche, subjektive Meinung eines Autors, die er dem Leser mitteilt und die er auch begründen muss.

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Unterhaltsames Superheldinnen-Epos

In "Captain Marvel" ist das Einzige, was Kritiker zu stören scheint, die erste Marvel-Titelheldin. Doch Hauptdarstellerin Brie Larson überzeugt als Airforce-Pilotin mit unermesslichen Kräften.

Phillip Dethlefs | London

Einige selbst ernannte Filmkritiker brauchten "Captain Marvel" gar nicht erst anzuschauen, um dem neuesten Comic-Abenteuer aus dem Marvel-Universum ein schlechtes Zeugnis auszustellen. Beim Filmportal "Rotten Tomatoes" sollen so viele negative Kommentare über den Film und seine Hauptdarstellerin Brie Larson gepostet worden sein, dass die Herausgeber die Möglichkeit abstellten, Filme bereits vor ihrem Kinostart zu bewerten. Denn die Ursache für die heftige und zum Teil unsachliche Kritik war vermutlich Sexismus.

"Captain Marvel" ist das 21. Superhelden-Spektakel aus dem Marvel Cinematic Universe, zu dem unter anderem "Spider-Man", "The Avengers" oder die "Guardians Of The Galaxy" gehören. Und es ist der allererste Marvel-Film mit einer weiblichen Titelheldin. Oscar-Gewinnerin Larson ("Room") spielt die taffe Airforce-Pilotin Carol Danvers, die die Explosion eines futuristischen Antriebs überlebt, in Folge dessen sie unermessliche Superkräfte entwickelt und zu Captain Marvel wird.

Allerdings hat Danvers bei dem Vorfall zu Beginn der 90er Jahre ihr Gedächtnis verloren. Als Mitglied des außerirdischen Kree-Volkes, das die junge Frau aufgenommen hat, versucht sie, die wenigen Bruchstücke ihrer Erinnerung von der Erde zusammenzusetzen. Doch auch die mit den Kree verfeindeten Skrull sind an den Details ihrer Vergangenheit interessiert.

1995 kehrt Danvers auf die Erde zurück, wo sie gemeinsam mit dem noch jungen S.H.I.E.L.D.-Agenten Nick Fury (Samuel L. Jackson mit Make-up) versucht, die konfusen Zusammenhänge ihrer mysteriösen Vergangenheit zu ergründen. In Nebenrollen sind Jude Law ("Der talentierte Mr. Ripley") als Danvers' Kree-Mitstreiter Yon-Rogg, Ben Mendelsohn ("Ready Player One") als Skrull-Anführer Talos und Annette Bening ("American Beauty") als zwielichtige Supreme Intelligence zu sehen.

Die Handlung des neuesten Marvel-Kinofilms lässt sich nicht konkreter wiedergeben, ohne entscheidende Details zu verraten. Denn die Story von "Captain Marvel" ist raffiniert und sehr wendungsreich. Sie basiert lose auf dem Kree-Skrull-Krieg, einem Handlungsstrang, den Marvel-Experten aus den "Avengers"- und "X-Men"-Heften kennen - und natürlich aus den Comics um "Captain Marvel", der in den 60er Jahren übrigens zunächst ein männlicher Superheld war und erst Jahre später von einer Frau abgelöst wurde.

Mit den Vorurteilen, denen "Captain Marvel" vorab im Internet ausgesetzt war, hat Carol Danvers auch im Film zu kämpfen. Zu schwach sei sie, zu emotional, werfen ihr die Männer immer wieder vor. Doch natürlich behauptet sie sich. Auch Brie Larson nimmt den voreiligen Kritikern - und Internettrollen - den Wind aus den Segeln. Als gleichermaßen übermächtige wie empathische Superheldin macht sie eine gute Figur. Nicht zu verachten: Der 70 Jahre alte Samuel L. Jackson, der an ihrer Seite problemlos als knapp 50-Jähriger durchgeht.

Das optisch ansehnliche Spektakel punktet mit seiner smarten Story, mit witzigen Dialogen und sehr originellem Humor, der nicht nur die Technologie und Gepflogenheiten der 90er Jahre in einem neuen Licht erscheinen lässt, sondern auch Katzen. Die Katze Goose ist der heimliche Star des Films.

Ob "Captain Marvel" und Brie Larson an den Kinokassen einschlagen? Der unterhaltsame Film des US-Regie-Duos Anna Boden und Ryan Fleck, das bisher nur durch Indie-Filme wie "Mississippi Grind" auf sich aufmerksam machte, hätte es allemal verdient. dpa