Reportage

Lies dir alle Inhalte aufmerksam durch und beantworte danach die Fragen im anschließenden Quiz. Viel Erfolg!

  • Eine Reportage kann nur von jemandem geschrieben werden, der selbst bei dem Ereignis dabei war.
  • Eine Reportage kann selbst Erlebtes schildern.
  • Eine Reportage kann aber auch schildern, was andere erlebt haben und der Reporter, der dabei war, beschreibt dies.
  • Eine Reportage schildert nicht nur Fakten, sondern auch Gefühle und Eindrücke des Journalisten und anderer Teilnehmer des Geschehens.
  • Eine Reportage ist immer subjektiv, weil sie aus Sicht einer Person geschrieben wird. Dennoch müssen die Fakten natürlich stimmen. Eine Reportage ist keine Fantasieerzählung!
  • Die Sprache der Reportage ist nicht so nüchtern, wie die der Nachricht. Der Schreibstil der Reportage ist lebendiger.

Beispielartikel

Detektivarbeit im Dienst der Gesundheit

Corona bestimmt Alltag im Gesundheitsamt Pforzheim-Enzkreis.
Weniger Fälle, mehr Kontakte: Bei Mitarbeitern glüht das Telefon.

Carolin Kraus, Enzkreis/Pforzheim

In Dr. Isabel Maubachs Büro im Gesundheitsamt Pforzheim-Enzkreis ist das Corona-Virus geradezu greifbar: Listen mit Daten von Kontaktpersonen positivgetesteter Patienten stapeln sich neben ihrem Schreibtisch. Sie alle hat die Amtsärztin in den vergangenen Tagen angerufen, befragt, über die Dauer der nun notwendigen Quarantäne aufgeklärt, Test-Termine vereinbart und bei Bedarf Hilfen zur Versorgung angeboten. Auf ihrem Schreibtisch liegt bereits ein neuer Stapel.

Seit Arbeitsbeginn um 6.30 Uhr hängt Maubach fast ununterbrochen am Telefon. Wann ihr Tag endet, kann sie nicht abschätzen. „Wir versuchen alle Personen auf den Listen, innerhalb eines Tages zu erreichen. Das kann bis in den späten Abend dauern. Die wenigsten erwarten einen Anruf vom Gesundheitsamt“, sagt sie. Sie führt einen Wettlauf gegen die Zeit. Je schneller alle informiert sind, desto höher die Chance, dass weitere Infektionen ausbleiben.

Wenn Maubach von wir spricht, meint sie tatsächlich alle verfügbaren Kollegen im Amt. Alle sind in die Kontaktverfolgung eingebunden. Das hat derzeit oberste Priorität, danach folgen nach Dringlichkeit die anderen Aufgaben – von der Trinkwasserkontrolle über die Untersuchung von Kindern im Vorfeld ihrer Einschulung bis hin zu Hilfen für psychisch Erkrankte. Zur Stammmannschaft gehören 55 Beschäftigte, seit Corona hat sich die Zahl auf über 80 Mitarbeiter erhöht. Neu eingestellt oder ergänzt aus anderen Ämtern und in stetem Wechsel, wie Gesundheitsamtsleiterin Dr. Brigitte Joggerst erklärt: „Zwar hieß das immer wieder, neue Kräfte einzuarbeiten, aber die Entlastung war

wichtig. Mit Wochenenddiensten und 12- bis 14-Stunden-Tagen waren die Mitarbeiter am Anschlag. Das mag ich so nicht mehr machen.“ Mit den ersten Meldungen über Covid-19-Erkrankte in China, sei man im Amt schon hellhörig geworden und habe damit gerechnet, dass es auch Fälle hierzulande geben werde. „Aber dieses Ausmaß und wie es unser aller Leben bestimmen wird, das hat keiner geahnt“, sagt die Gesundheitsamtschefin.

Geld vom Bund versprochen

Hoffnung auf Besserung könnte die Ansage der Bundesregierung bringen, mit vier Milliarden Euro in den kommenden Jahren den öffentlichen Gesundheitsdienst zu stärken. Mit dem Geld sollen unter anderem 5000 neue Stellen entstehen und die Digitalisierung und Vernetzung ausgebaut werden. Joggerst ist gespannt, wie viel am Ende auf Kreisebene ankommt: „Damit wäre es möglich, neben den Kontrollfunktionen unseren präventiven Bereich zu stärken. Hilfen, die direkt beim Mensch ankommen, seine Gesundheit fördern, Ungleichheiten in der Gesellschaft abfedern und Personengruppen unterstützen, an die sonst kaum jemand denkt wie die Versorgung von Obdachlosen oder Prostituierten.“ Sie sieht auch neue Aufgaben durch die Zunahme psychischer Belastungen, die Unterstützung von Migranten oder durch den Klimawandel: „Es gilt vorzusorgen, um beispielsweise die Zahl an Hitzetoten gering zu halten. Auch werden Allergien zunehmen.“

Aktuell hat das Gesundheitsamt vor allem die Zahl der Corona-Infizierten im Blick. Zwar machen die derzeitigen Fälle nur einen Bruchteil der vom Frühjahr aus, sagt Isabel Maubach in einer Telefonpause: „Doch die Zahl der Kontaktpersonen steigt gewaltig.“ Durch die Arbeit, den Sport oder das Grillfest bei Freunden kämen pro Fall gut 100 Kontakte aus den zurückliegenden zwei Wochen zusammen. Viel zu tun für die Amtsärztin, doch ist das noch nicht mal ihr größtes Problem: „Mich nervt die Unvernunft mancher Leute. Viele machen alles ganz toll. Aber was ist so schwer daran, Abstand zu halten oder Maske zu tragen, wenn es schützen kann?“ Erlebt hat sie auch schon, wie Einzelne versuchen, mit der Rückdatierung des letzen Kontakts zu einem Erkrankten, die Quarantänezeit zu verkürzen. „Oder wenn auf den Listen der Restaurants mit den Telefonnummern Donald Duck und Darth Vader als Gäste stehen. Das hilft doch keinem.“